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Fritz Fiehler: Wenn Klassiker old school werden

Jede Generation der Marx-Lektüre hat ihre eigene Einführungsliteratur.

Eine Einführung in Marx' Kritik der politischen Ökonomie ist immer schon eine Interpretation des Originals, eine bestimmte Lesart und eine Verdichtung des politisch-theoretischen Kontexts, in dem Marx jeweils rezipiert wurde. Das Kapital wird also immer neu gelesen – und anders.

Warum? Welche Debatten, Auseinandersetzungen und Fragen bringen sie in spezifischer Form zum Ausdruck?

Die ersten beiden Generationen der Arbeiterbewegung stützen sich auf «Karl Marx' ökonomische Lehre» von Karl Kautsky. Mit dem Fordismus und der Spaltung in eine sozialdemokratische und kommunistische Arbeiterbewegung waren die Essentials von Marx' Ökonomiekritik aber nicht mehr unter einen Hut zu bringen.

Es folgte etwa das von Nikolai Bucharin herausgegebene Lehrbuch, mit dem sich Antonio Gramsci intensiv auseinandersetzte und Kriterien für oppositionelles Wissen formulierte. Mit Paul M. Sweezy Buch «Theorie der kapitalistischen Entwicklung» (1942) lag schließlich eine Art marxistische Makroökonomie vor und erlangte damit auch Anerkennung in den Wirtschaftswissenschaften. Welche Anforderungen hat aber die Generation des Finanzmarktkapitalismus, des iPhones und der Praktika?