Linkskommunismus

Die Oktoberrevolution, die die Arbeiter-, Bauern und Soldatenräte 1917 in Russland an die Macht gebracht hatte, »wurde überall als welterschütterndes Ereignis empfunden« (Hobsbawm 1994/2002, 91). Die regierenden Bolschewiki hatten sich zum Ziel gesetzt, eine sozialistische Gesellschaft zu errichten – ohne Armut, Hunger und Unterdrückung. Nur ein Jahrzehnt später hatte sich dieses Projekt jedoch in sein Gegenteil verkehrt: Arbeiter wurden ausgebeutet, Andersdenkende in Arbeitslager gesteckt, dissidente Kommunisten politisch verfolgt. Der Staat, der aus der Revolution hervorgegangen war, nannte sich zwar »Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken.«(UdSSR), doch die einzelnen Teilstaaten waren Ende der 1920er Jahre weder sozialistisch noch Räterepubliken und auch von einer Union, also einem freiwilligen und gleichberechtigten Zusammenschluss, konnte keine Rede sein. Stattdessen entwickelte sich zunehmend eine Ein-Parteien-Herrschaft mit Stalin und seiner Gefolgschaft an der Spitze. Die kommunistischen Parteien des Auslands gerieten in deren Abhängigkeit und entfernten sich von ihren ursprünglichen Idealen.

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