Die Verbindung des Marxismus mit anderen Theorien und Kritiken

Emma Goldman und Alexander Berkman, Foto ca. 1917-1919
Emma Goldman und Alexander Berkman, Foto ca. 1917-1919 Foto: Wikipedia Public Domain

Die drei großen historischen und zugleich inhaltlich-systematischen Einteilungen der „Theorie und Debatten nach Marx“ können bestimmte Diskussionen nicht angemessen erfassen.

Das betrifft zum einen diejenigen Diskussionen, die weiße oder blinde Flecken im Marxismus und bei Marx selbst kritisiert haben (etwa Geschlechterverhältnisse, Natur und Ökologie, Kolonialismus und Sklaverei, Alltagskultur und Zivilgesellschaft, Kultur und Sprache, Religion und Ideologie). Das betrifft zum anderen die Öffnung des Marxismus für andere, nicht explizit marxistische Strömungen der Gesellschaftskritik. Sowohl die interne Kritik als auch die Öffnungen haben zu bestimmten Verbindung geführt: Die vielen Flirts des Marxismus mit Kunst, Literatur und Ästhetik, die Vernunftehe mit der Psychoanalyse, die heikle Liaison mit dem Existenzialismus, die schwierige Beziehung von Marxismus und Feminismus, die verkrachte Beziehung von Marxismus und Anarchismus, das Bündnis nationaler Befreiungsbewegung mit dem Marxismus oder die eher heimliche Liebschaft zwischen Marxismus und Christentum – um nur die bekanntesten zu nennen. Solche Verbindungen werden in diesem IV. Bereich aufgeführt.

Marxismus und Kunst, Literatur, Ästhetik

Marx selbst sowie die Theorien und Debatten nach Marx haben praktisch alle Formen der Kunst beeinflusst, auch wenn sich Marx kaum zu ihr geäußert hat. Im 20. Jahrhundert wurden verschiedene Versuche einer marxistischen Kunsttheorie unternommen.

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Marxismus und Feminismus

Jede Generationen des Feminismus hatte ihre Verbindung zum Marxismus. Auch wenn bereits die erste Generation des Feminismus ein internationales Phänomen war, ist die Verbindung von Marxismus und Feminismus in den USA, Großbritannien und Australien sowie in Deutschland besonders einflussreich gewesen. Sie reicht zurück in die Zeit von Marx und Engels und die sozialistische ArbeiterInnenbewegung, setzte sich fort in der Frauenbewegung Ende des 19. und Anfang des 20.

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Marxismus und Psychoanalyse

Eine Verbindung zwischen Marx‘ Gesellschaftskritik und Freuds Psychoanalyse wurde vor allem im so genannten Freudomarxismus, in der Kritischen Theorie und deren Umfeld sowie in der strukturalen Marx-Aneignung gesucht. Den zum Teil sehr unterschiedlichen Bemühungen ist der Anspruch gemeinsam, nicht nur zwei Theorien radikaler Gesellschaftskritik zu verbinden, sondern über diese Verbindung zu bestimmen, auf welche Weise sich die kapitalistische Vergesellschaftung – wie immer auch verkehrt, entfremdet, dezentriert – im Subjekt bricht.

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Marxismus und Anarchismus

Das Verhältnis von Marxismus und Anarchismus war, obwohl „der“ Anarchismus ebenso wenig einheitlich ist wie „der“ Marxismus, durchgehend ein schwieriges – trotz, oder vielleicht auch gerade wegen der vielen Gemeinsamkeiten. Bereits Marx lag mit Michail Bakunin im Streit, einem der damals wichtigsten Vertreter eines revolutionären Anarchismus.

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Marxismus, Christentum, Theologie

Radikaldemokratische, humanistische und sozialistische Bezüge finden sich in der Geschichte des Christentums nahezu durchgängig. Sie leben besonders in der Befreiungstheologie und in Basisinitiativen wie der „Kirche von unten“ fort. Der brasilianische Befreiungstheologe Clodovis Boff sprach davon, dass „vereinzelt Elemente aus dem Marxismus assimiliert“ werden müssten, allerdings „so stark verändert und abgewandelt, dass man es nicht mehr als Marxismus bezeichnen kann“.

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Marxismus und Ökologie

Spätestens nachdem 1972 der Club of Rome seine berühmte Studie zu den „Grenzen des Wachstums“ veröffentlicht hatte und Umweltfragen einem breiteren Publikum drängend wurden, wurde auch in der an Marx orientierten Kritik versucht, Ökonomiekritik mit der „ökologischen Frage“ zu verbinden.

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