Linke Opposition und Vierte Internationale (Trotzkismus)

Leo Trotzki sah im sowjetischen „Aufbau des Sozialismus in einem Land“, der seit 1924 von der KPdSU-Spitze propagiert wurde, eine verhängnisvolle Abweichung von der internationalistischen Politik der Bolschewiki.

Demgegenüber verteidigte er seine Theorie der „permanenten Revolution“. In der sowjetischen Innenpolitik kritisierte er die Herrschaft einer „bürokratischen Kaste“ über die sowjetischen Arbeiter und Bauern. Seine Analyse der Sowjetunion, der zufolge es sich um eine zwischen Kapitalismus und Sozialismus stehende „Übergangsgesellschaft“ handele, legte er 1936 in der Schrift „Verratene Revolution“ dar: Siege eine Arbeiterrevolution unter Führung einer neuen bolschewistischen Partei, so sei der Weg zum Sozialismus frei; bleibe hingegen die herrschende Bürokratie an der Macht, könnte sie die verstaatlichten Produktionsmittel in ihr Privateigentum überführen und den Kapitalismus in Russland wiedereinführen. 1938 gründete sich in Paris als Fortsetzung der von Trotzki initiierten Internationalen Linken Opposition die Vierte Internationale, die den Kampf für die Weltrevolution propagierte.

Der Trotzkismus – siehe dazu auch den Eintrag in „Theorien und Debatten nach Marx“ – ist als eine in viele Richtungen aufgesplitterte Strömung des revolutionären Sozialismus bis in die Gegenwart lebendig, er konnte historisch jedoch nur in wenigen Ländern Masseneinfluss gewinnen, unter anderem in Bolivien, in Sri Lanka und bis zu einem gewissen Grade in Frankreich.