Marx im Radio lesen

Schuchow-Radioturm
Schuchow-Radioturm in Moskau Foto: Arssenev CC BY-SA

Was haben Paul Mason und Sahra Wagenknecht gemeinsam? Nun, die Antwort darauf hängt vom Standpunkt ab, von dem aus man sie geben möchte.

Für die einem handelt es sich bei den Genannten unisono um an Marx orientierte Linke, die anderen werden eher von Gräben zwischen den beiden sprechen wollen. Gemeinsam ist dem Briten und der Linkenpolitikerin, dass sie als Experten vom Deutschlandfunk eingeladen wurden, die Aktualität von »Das Kapital« 150 Jahre nach dessen Erscheinen auszumessen. Wagenknecht hat sich den Abschnitt über die »geschichtliche Tendenz der kapitalistischen Akkumulation« vorgenommen; Mason geht der Frage nach, wie lange es dem Kapitalismus noch gelingt, seinen Niedergang zu verhindern. In der Ende 2016 ausgestrahlten Reihe, die Matthias Greffrath kuratiert und eingeleitet hat, kommen zudem der Soziologe Wolfgang Streeck mit einem Beitrag zur Geschichte der Arbeit sowie zum Verhältnis von Kapitalismus und Gewalt, der Philosoph Michael Quante zum Thema Entfremdung, sowie der Autor Robert Misik zu Wort, der die Kooperation als Quelle des Reichtums und der Veränderung untersucht. Angekündigt war ein Versuch, von Marx aus »Linien in die Gegenwart« zu ziehen, und dabei »nicht marxologisch, nicht akademisch« vorzugehen, sondern »die Brauchbarkeit anhand von Gegenwartsbeobachtungen« zu prüfen. Ob das gelungen ist, lässt sich nachlesen - im Internet und ab Anfang März 2017 auch einem Buch im Antje Kunstmann Verlag. Darauf darf man besonders gespannt sein, denn darin werden dann zwei weitere Essays erscheinen - von Etienne Balibar und David Harvey.