Gewalt und Revolution im Jahre 1917

Im Vergleich mit der Gewalt an den Fronten des Ersten Weltkriegs verblasst die revolutionäre Gewalt des Jahres 1917. Wir leben in einer Welt der Gewalt und wir können es nicht vermeiden sie politisch zu betrachten.

1917 breitete sich die Gewalt des Krieges überall aus. Im Nachwort zur Geschichte der Russischen Revolution schrieb Trotzki:

„Ist es nicht bemerkenswert, dass über die Opfer sozialer Umwälzungen mit größter Entrüstung am häufigsten jene sprechen, die, wenn sie nicht die unmittelbaren Urheber der Opfer des, Weltkrieges waren, so doch ihn vorbereitet, gepriesen oder sich mindestens mit ihm abgefunden hatten?“

Schätzungen zufolge starben im Ersten Weltkrieg zwischen 15 und 18 Millionen Menschen. Gegen Ende des Jahres 1917 berechnete ein sozialistischer Arzt, dass „der verrückte Lauf des Todesstreitwagens“ zu „6.364 Toten pro Tag, 12.726 Verwundeten und 6.364 Behinderten“ geführt habe. Seine Zahlen sind wahrscheinlich nicht besonders genau, sein Gefühl für das Ausmaß ist allerdings richtig. Menschen starben in den Kämpfen, aber auch an Hunger und Krankheiten, die den Krieg begleiteten.

Die Februarrevolution brach in der 135. Woche des Krieges aus, der Oktober in der 170. Woche. In den 250 Tagen dazwischen – einer Zeit, die einige Historiker gerne als eine Periode des revolutionären Blutvergießens darstellen, mit gerade einmal 2.500 Todesopfern – starb in Europa eine schwindelerregende Zahl von 1.5 Millionen Menschen.

Mike Haynes ist Historiker in Großbritannien und Mitherausgeber von History and Revolution: Refuting Revisionism (Verso 2017). Dieser Essay erschien zuerst als Teil der Jacobin Magazine-Reihe zur Russischen Revolution. Der Beitrag erscheint in deutscher Sprache in Kooperation von Rosa-Luxemburg-Stiftung und Jacobin. Übersetzung: Marcus Volodarsky / Redaktion: Einde O’Callaghan / Korrektur: Johannes Liess

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