Trier ist die Geburtsstadt von Karl Marx und sein 200. Geburtstag im Mai 2018 bestimmt schon jetzt die Schlagzeilen der Lokalpresse. Mehrere Ausstellungen sind in Planung, insgesamt stellt das Land und die Stadt 5 Millionen Euro bereit, mit bis zu 150.000 Besuchern wird gerechnet. Einige Monate zuvor gibt es noch ein anderes Marx-Jubiläum: 150 Jahre „Das Kapital“. Der Rosa Salon in Trier möchte dieses Datum und die städtische „kulturindustrielle Verwertungsmaschinerie“ zum Anlass nehmen, eine Konferenz auszurichten.
„Ist das alles, was von Marx, seinen Motiven, Theorien und Kritiken bleibt?“ fragen die Veranstalter mit Blick auf den erwarteten Tourismus-Rummel. Sie rufen dazu auf, sich mit kurzen Abstracts für die Teilnahme an einer Konferenz zu bewerben. Stattfinden wird die Tagung an der Universität Trier, vom 11. bis 14. Oktober 2017. Die Themen sind breit gefächert, diskutiert werden soll unter anderem: „Inwiefern war das Denken von Marx grundlegend den Verhältnissen seiner Zeit verhaftet?“, „Inwieweit sind Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität marxsche Kategorien?“ oder „Welches Wahrheits-, Wissenschafts- und Theorieverständnis legte Marx zugrunde und in welcher Weise kann adäquat daran angeschlossen werden?“ Aber auch „Was ist Kritik“ soll gefragt werden und nicht zuletzt will man die „Die Kritik der Utopie und die Utopie der Kritik“ zum Thema machen.
Einsendeschluss für die Abstracts ist der 30. April 2017, die Einsendemodalitäten finden sich hier. Teilnehmer der Konferenz können das Geburtshaus von Karl Marx in Trier in dieser Zeit übrigens nicht besichtigen, es schließt im September 2017. Grund: Die Friedrich-Ebert-Stiftung, Trägerin des Marx-Museums, möchte anlässlich des Jubiläums die derzeitige Ausstellung völlig neu konzipieren: "Wir wollen Marx noch mehr vom historischen Schutt des Kalten Krieges befreien und eine vorurteilsfreie, frische Sicht ermöglichen", so FES-Abteilungsleiterin Anja Kruke. Ob das gelingt, kann man nach Wiedereröffnung sehen, im Mai 2018.