„Marx liefert eine vernichtende Kritik der Vulgärökono­mie.“

Vorbemerkung des Marx-Engels-Lenin-Institut zur Volksausgabe des dritten Bands, Ring-Verlag A.-G., 1933

VORBEMERKUNG DER REDAKTION

Friedrich Engels hat ineinem Brief an Danielson das dritte Buch des „Kapital“ das Erstaunlichste genannt, was er je gelesen, „den abschließenden und krönenden Teil, der selbst Nr. 1 [das erste Buch] verdunkeln wird“ (23. IV. 1885). Auf das Verhältnis dieses Buches zu den beiden vorhergehenden, vor allem zum ersten Buch, wurde schon in der Vorrede hingewiesen. Lenins Einfüh­rung in den Marxismus und Marx' Brief an Engels vom 30. April 1868 haben einen Ueberblick über seinen Inhalt gegeben [1].

Im ersten Absatz des 1. Kapitels des vorliegenden Bandes findet der Leser nun die Darstellung des Verhältnisses der drei Bücher und der Bedeutung des dritten — von Marx selbst.Es ist selbstver­ständlich, daß diese wirkliche Bedeutungdes dritten Buches nicht das geringstezu tun hat mit der „Bedeutung“, die ihm 1926 der Renegat K. Kautsky in dem herostratisch „berühmten“ Vor­wort zu seiner Ausgabe des II. Bandes zuschreibt, indem er dem „Klassenkampf“ im Produktionsprozeß die Klassenharmonie im Zirkulationsprozeß, dem ersten Buch das zweite und das dritte als besonders „aktuelle“ theoretische Begründung der heutigen so­zialdemokratischen Politik der Klassenversöhnung entgegenstellt. Nichts dergleichen! Wie Produktionsprozeß und Zirkulationspro­zeß eine praktische Einheit, die der erstere entscheidend be­stimmt, so sind die drei Bücher des „Kapital“ eine untrennbare theoretische Einheit, deren Grundlage das erste Buch.Das zweite und das dritte Buch bedeuten natürlich keine Einschränkung, sondern im Gegenteil eine Fortführung und Vertiefung des Grund­gedankens des Marxismus — den Kautsky auch im ersten Buch vertuscht — der Lehre von der Diktatur des Proletariats.

Engels hat sich nicht getäuscht, wenn er in den Briefen seiner letzten Lebensjahre mehrfach auf die große Rolle hinwies, die dieser III. Band des „Kapital“ zu spielen berufen sei. Besonders ist hier hinzuweisen auf seine Bedeutung für die Entwicklung der Theorie und der Praxis des Marxismus. Es sind vor allemdreigewaltige wissenschaftliche Leistungen, durch die er seine Rolle als theoretische Waffe des Proletariats im Klassenkampf gespielt hat und noch weiter spielen wird: die Entdeckung der Gesetze der Profitrate, die Analyse der Formen der Zentralisation des Kapitals und des Uebergangs zum Monopol (vor allem im Ab­schnitt über das zinstragende Kapital) und die Analyse der Grundrente.

Zur Zeit des Erscheinens des III. Bandes standen fast aus­schließlich die drei ersten Abschnitte im Vordergrund des theo­retischen Interesses, in denen Marx die Verwandlung des Mehr­werts in Profit und der Werte in Produktionspreise, die Aus­gleichung der Profitraten und den tendenziellen Fall der Durch­schnittsprofitrate darstellt. Das Dilemma, von dem Marx spricht, daß „die bisherige Oekonomie entweder gewaltsam von den Unter­schieden zwischen Mehrwert und Profit, Mehrwertsrate und Pro­fitrate abstrahierte, um die Wertbestimmung als Grundlage fest­halten zu können, oder aber mit dieser Wertbestimmung allen Grund und Boden wissenschaftlichen Verhaltens aufgab, um an jenen in der Erscheinung auffälligen Unterschieden festzuhalten“ (S. 193 f) — dieses Dilemma nahm nun neue Formen an: die Form des Geschwätzes von dem „Widerspruch“ zwischen dem ersten und dem dritten Buch des „Kapital“ (Böhm-Bawerk u. a.) und der Liquidierung der Wertbestimmung auf dem Wege ihrer idealistischen Auslegung. Engels hat im „Nachtrag“ [2] zum III. Band sehr aufmerksam dessen Echo verfolgt, die gemeinen Angriffe der Loria u. Co. gebührend gebrandmarkt, aber zugleich auch die ersten Versuche zurückgewiesen, die Marxsche Lehre unter äußerlicher Anerkennung zu verflachen,ihr die revolutionäre Spitze abzubrechen. Wir verweisen auf seine Polemik dortselbst gegen die idealistische Fälschung des Wertgesetzes, die Ver­wandlung des Werts in eine bloß „logische“ Tatsache von seiten des Professors Sombart“ in eine „Fiktion“ von seiten des Sozial­demokraten Conrad Schmidt. Daß Engels hier den Finger auf einen entscheidenden Punkt gelegt, hat die Geschichte bewiesen. Die idealistische Auffassung des Werts ist heute Gemeingut der sozialfaschistischen Theoretiker des „organisierten Kapitalismus“, und Professor Sombart hat durch seine Mauserung vom „marx­freundlichen“ Plagiator zum giftigen „Marxtöter“ genügend ge­zeigt, was er unter der „Weiterentwicklung des Marxschen Systems“ versteht.

Daß die ersten drei Abschnitte gerade heute, zur Zeit der tiefsten und verheerendsten Wirtschaftskrise der Geschichte, die sich auf der Basis der allgemeinen Krise des Kapitalismus abspielt, eine hohe theoretische und praktische Aktualität erlangt haben, muß hier nicht erst bewiesen werden: Marx zeigt hier in der Profitrate „die treibende Macht der kapitalistischen Produk­tion“, gibt in dem Kapitel über die Oekonomie des konstanten Kapitals (neben dem IV. Abschnitt des ersten Buchs) Grundlegen­des zur Analyse der kapitalistischen Rationalisierung der jüngsten Vergangenheit und schließlich in dem Abschnitt über den ten­denziellen Fall der Profitrate eine grandiose zusammenfassende Darstellung des Antagonismus und der Widersprüche des Gesamt­prozesses der kapitalistischen Produktion, die in den periodischen Krisen zutagetreten und mit dem Eintreten des monopolisti­schen, verfaulenden, sterbenden Kapitalismus unvermeidlich zur proletarischen Revolution und damit zum Zusammenbruch des Kapitalismus führen.

Erst nach Engels' Tode, mit dem Uebergang des Kapitalismus in dieses sein letztes Stadium, den Imperialismus, ist auch der V. Abschnitt des dritten Buches in den Brennpunkt des wissen­schaftlichen und politischen Interesses gerückt. Nicht zufällig. Denn hier — vor allem im 27. Kapitel — liefert Marx, von der Kon­zentration der Produktionausgehend, eine glänzende Analyse des Kredits und der neuen Formen der Zentralisation des Kapitals, die dieser ermöglicht, der Aktiengesellschaft, der Rolle der Ban­ken etc. und sagt den Uebergang von der freien Konkurrenz zum Monopol voraus. Engels hat — hier und an anderen Stellen des Bandes — in einer redaktionellen Einschaltung und Fußnoten (vergl. S. 142, 478 f) diese Analyse auf den Stand von 1894 ge­bracht und beabsichtigte, diese neuen Erscheinungen — vor allem die neue Rolle der Börse — im zweiten Teil seines „Nachtrags“ zu behandeln. Der Entwurf dieser Arbeit, dessen Ausführung ihm Krankheit und Tod unmöglich machten, ist erst kürzlich unter den Papieren des Engelsschen Nachlasses im Marx-Engels-Lenin­Institut aufgefunden worden. Es ist die geniale Skizze „Die Börse“ (S. 24 ff dieses Bandes). Obwohl niedergeschrieben zu einer Zeit, da sich erst einige Elemente des neuen, monopolistischen Stadi­ums des Kapitalismus herausgebildet hatten, leitet dieser Entwurf schon unmittelbarzu LeninsAnalyse des Imperialismus über. Es zeigt sich hier eine frappante Uebereinstimmung nicht nur in den Ergebnissen, sondern auch im Gange der Untersuchung: Engels geht — wie später Lenin — von der Produktion aus (und nicht von der Zirkulation wie die Kautsky, Hilferding, Renner u. Co.), zeigt die neue Stufe ihrer Konzentration, der Konzentration und Zentralisation des Kapitals, die daraus folgende Verallgemeine­rung der Form der Aktiengesellschaft, die Entstehung von in­dustriellen Monopolen in Form von Trusts, die „Verbörsung“ der Industrie, d. h. Verfilzung der Börse (und damit des Bankkapitals) mit dem Industriekapital, die Kapitalausfuhr und die Monopolisierung der Kolonien (Aufteilung Afrikas) durch die Großmächte [3].

Der V. Abschnitt des dritten Buchs ist gegenwärtig von be­sonderer Aktualität, da in einem kapitalistischen Lande nach dem andern die Wirtschaftskrise zu einer Geldkrise führt, der Kampf ums Gold zwischen den imperialistischen Großmächten immer schärfere Formen annimmt und das „Rottenfeuer der Goldabflüsse“ (Marx) ein Land nach dem andern erfaßt, da in einem kapitalistischen Lande nach dem andern die Goldwährung zusammenbricht und die Regierungen im Kampf um den Anteil am Weltmarkt zur Inflation greifen. Und noch ein Punkt ist hervorzuheben: Marx' glänzende Analyse der Spaltung des Pro­fits in Zins und Unternehmergewinn (vor allem im 23. Kapitel): diese Teilung verwandelt sich aus einer quantitativen in eine qualitative, im weiteren erscheint der Zins als einzige Frucht der Ausbeutung, der Unternehmergewinn als Aufsichtslohn, „Ar­beitslohn“. Diesen verkehrten Erscheinungsformen entsprechen die Vorstellungen „im Hirnkasten“ des Unternehmers, der sich dem Leihkapitalisten gegenüber als „Arbeiter“gibt ... Hier löst Marx schon vor siebzig Jahren eine Ideologie in ihr Nichts auf (nach den entscheidenden Schlägen, die er im I. Band des „Kapital“ und in seinen frühern Schriften dieser Sorte von Apologie des Kapitals versetzt), die vom heutigen deutschen National-„Sozialis­mus“, in dem Schwindel vom „schaffenden Kapital“, mit beson­derer Demagogie zur Verteidigung des Kapitalismus benutzt wird. Der Satz von der Entbehrlichkeit des Kapitalisten in der Produk­tion als Ergebnis ihrer fortschreitenden Konzentration, den Marx bloß an den Beispielen der kapitalistischen Aktiengesellschaften und der Arbeiter-Produktivgenossenschaften illustrieren konnte, hat heutzutage durch die Oktoberrevolution und den Aufbau des Sozialismus in der Sowjetunion seine eigentliche, vollkommene und endgültige Bestätigung gefunden.

Der Abschnitt über die Grundrente — Marxschreibt, er sei „ein ganzes Buch“, Leninnennt ihn „das Wichtigste“ — hat in der Tat die größte selbständige Bedeutung von allen Abschnitten des dritten Buches. Er gibt in der Analyse der Differentialrente und der absoluten Rente die theoretische Grundlage der Stellung des Marxismus zur Agrarfrage, untersucht die Erscheinungen der Baustellenrente, der Bergwerksrente und des Bodenpreises, und schließt mit dem großartigen historischen Ueberblick über die Entwicklung des Kapitalismus in der Landwirtschaft, der Analyse des kleinen Grundeigentums und dem Beweis der Unvermeidlich­keit seines Untergangs — vollkommen bestätigt von der Entwick­lung der letzten Jahrzehnte, besonders von der als Teil der allge­meinen Krise des Kapitalismus sich entfaltenden Weltagrarkrise der Gegenwart. Auf Grund dieser Analyse hat Marx schon 1873, in seinen (in deutscher Sprache noch unveröffentlichten) Rand­glossen zu Bakunins Buch „Staatlichkeit und Anarchie“ die Grundlinie der Bauernpolitik der kommunistischen Partei fest­gelegt, d. h. ihre Maßnahmen gegenüber der kleinen (armen und mittleren) Bauernschaft in der proletarischen Revolution.

„Wo der Bauer — schreibt Marx — massenweise als Privat­eigentümer existiert, wo er sogar eine mehr oder minder beträcht­liche Majorität bildet wie in allen Staaten des westeuropäischen Kontinents, wo er nicht verschwunden und durch Agrikulturtag­löhner ersetzt ist, wie in England, treten folgende Fälle ein: ent­weder er verhindert, macht scheitern, jede Arbeiterrevolution, wie er das bisher in Frankreich getan hat, oder das Proletariat (denn der besitzende Bauer gehört nicht zum Proletariat — und da wo er selbst seiner Lage nach dazu gehört, glaubt er nicht dazu zu gehören) muß als Regierung Maßregeln ergreifen, wo­durch der Bauer seine Lage unmittelbar verbessert findet, die ihn also für die Revolution gewinnen: Maßregeln, die aber im Keim den Uebergang aus dem Privateigentum am Boden in Kollektiv­eigentum erleichtern, so daß der Bauer von selbst ökonomisch dazu kommt.“

Es war eben diese Politik, den keine Lohnarbeit ausbeutenden Kleinbauern „für die Revolution zu gewinnen“ und ihm „den Uebergang aus dem Privateigentum am Boden in Kollektiveigen­tum zu erleichtern“, die Lenin(im übrigen ohne den obigen Marxschen Hinweis zu kennen) sofort nach dem Siege der Okto­berrevolution in dem berühmten Dekret über das Land vom 28. Oktober (10. Nov.) 1917 konkret angewandt hat: Ueber­gabe des enteigneten Landes der Gutsbesitzer an die Bauern, aber unter Nationalisierung des Bodens.Wie Stalinin der Rede auf der Konferenz der Agrarwissenschafter der Sowjetunion im Jahre 1929 hervorhob, war die Nationalisierung des Bodens eine der Ursachen der verhältnismäßig leichten und schnellen Entwick­lung der Kollektivwirtschaftsbewegung. Sie hat die weltgeschicht­liche Umwälzung der russischen Bauernwirtschaft, die Liquidie­rung der Klasse der kapitalistischen Großbauern (Kulaki) auf der Grundlage der allgemeinen Kollektivierung in den Jahren 1929 bis 1932, deren entscheidende Voraussetzung die Diktatur des Proletariats war, bedeutend erleichtert.

Der VI. Abschnitt stand schon zur Zeit des Erscheinens des dritten Buchs im heftigsten Feuer des Kampfes gegen den Oppor­tunismus. Engelshat in seinem bekannten Artikel von 1894 über die Bauernfrage in Frankreich und in Deutschland (dessen ent­scheidenden Abschnitt wir im Anhang zum III. Band bringen) die Fragen dieses Kampfes besonders scharf gestellt (vergl. auch den Brief an Sorge vom 10. Nov. 1894). Leninhat ihn gegen die Narodniki (Bulgakow u. Co.) und die Revisionisten (E. David) fortgesetzt, die Marxsche Theorie der Grundrente konkret auf die Agrarverhältnisse Rußlands, der Vereinigten Staaten u. a. Länder angewandt und auf dieser Grundlage die Strategie und Taktik des Proletariats der Bauernschaft gegenüber geschaffen. Der Ab­schnitt der Leninschen Arbeit von 1901, den wir im Anhang bringen, zeigt besonders klar die grundlegende Bedeutung der Marxschen Theorie der Grundrente für die Agrarpolitik des Prole­tariats, das durch die Abschaffung des Privateigentums am Boden die absolute Rente und den Bodenpreis aufgehoben hat. „Bei der Nationalisierung des Bodens — sagt Stalinin der oben zitierten Rede — gingen wir unter anderm von den theoretischen Voraus­setzungen aus, wie sie gegeben sind im dritten Band des ‚Kapi­tal', in Marx' bekanntem Werke ,Theorien über den Mehr­wert' und in den Arbeiten Lenins über die Agrarfrage, die die reichste Schatzkammer des theoretischen Gedankens darstellen. Ich denke an die Theorie der Grundrente im allgemeinen, an die der absoluten Grundrente im besonderen. Es ist heute für alle klar, daß die theoretischen Gedanken dieser Werke durch die Praxis unseres sozialistischen Aufbaus in der Stadt und auf dem Lande glänzend bestätigt worden sind.“

Schließlich ist noch hinzuweisen auf den VII. Abschnitt „Die Revenuen und ihre Quellen“, dessen Bedeutung Leninso hervor­hebt. Marx liefert hier eine vernichtende Kritik der Vulgärökono­mie, deckt besonders klar den Klassencharakter der ökonomi­schen Kategorien auf und schließt das Werk ab mit einer un­mittelbar bei der Analyse der Klassen endenden zusammenfas­senden Darstellung der Spaltung des Mehrwerts in Profit und Grundrente und seines Gegensatzes zum Arbeitslohn, d. h. — wie er in einem Brief an Engels sagt — der „Gesamtbewegung in dieser erscheinenden Form“ (vergl. I. Bd., S. 837). Von großer theoretischer und praktischerBedeutung ist dieser Schlußabschnitt gegenwärtig durch eine Reihe von Hinweisen auf die ökonomischen Fragen der Uebergangsperiode vom Kapitalismus zum Kommunismus.


Ueber die Geschichte der Niederschrift des dritten Buches, die größtenteils in die Jahre 1864/65 fällt, also noch vor der endgültigen Bearbeitung des ersten Buches für den Druck stattfand, sowie über die Bearbeitung und Herausgabe der hinter­lassenen Manuskripte durch Engels findet der Leser alles Nötige in den Vorworten des Herausgebers zum II. und zum III. Band sowie in den Briefen von Marx und von Engels, die im Anhang zum III. Band folgen. „Dieser krönende Band — schrieb Engels am 4. Juli 1889 an Danielson — ist ein solch glänzendes und total unwiderlegbares Werk, daß ich mich verpflichtet fühle, es so herauszubringen, daß der ganze Gedankengang klar und in küh­ner Plastik hervortritt.“ Wie sehr ihm dies gelungen ist, be­zeugt die Wirkung dieses III. Bandes. Es ist hier noch einmal auf die unvergänglichen Verdienste hinzuweisen, die sich Fried­rich Engels, der Mitbegründer des Marxismus, um das Marxsche „Kapital“ erworben hat: nicht nur durch die abschließende Bear­beitung und Herausgabe des II. und des III. Bandes, sondern auch durch die theoretische Beratung und die praktische Unter­stützung Marx' in jenen Jahren, als dieser die gigantische Arbeit an der Ausarbeitung der drei Bücher und der Schlußbearbeitung des ersten leistete.


Zu den Grundsätzen, nach denen Text und Apparat des III. Bandes der Volksausgabe bearbeitet wurden, ist alles Wesentliche in der Vorrede des Marx-Engels-Lenin-Instituts gesagt worden (vergl. I. Band, S. 20 ff.). Wie bei den vorhergegangenen Bän­den wurde im Prinzip die Marxsche Interpunktionbelassen, und nur an relativ wenigen Stellen“ wo sich in der Setzung des Bei­strichs eine Nichtbefolgung dieser Regeln oder eine sinnstörende Kollision mit den modernen Interpunktionsregeln ergab, wurden Beistriche gesetzt oder weggelassen. Die textkritischen Verbesse­rungenzerfallen in drei Gruppen:

Erstensdie Korrekturen auf Grund des Vergleichs der Zitate mit den Originalen, der bis auf zwei Fälle durchwegsvorgenom­men wurde. [4] Wichtigere Verbesserungen (wie die des Zitats aus A. Müller auf S. 433) wurden in Fußnoten vermerkt. Die Zitate aus Luther — bei denen Marx die Luthersche Orthographie beibehielt, wenn auch nicht konsequent — wurden in der Orthographie der von Marx meist zitierten Ausgabe von 1589 ge­geben. Bei den Zitaten aus dem Parlamentsbericht „Commercial Distress“ 1847-48 (S. 448-451, 454 f) gibt Marx mehrfach an­statt der gedruckten Seitenziffern des Reports selbst die mit Tinte eingetragenen Seitenziffern des Bandes, in dem er im British Museum gebunden vorliegt. Wir haben in diesen Fällen die Seitenziffern des Reports eingesetzt. Die Titel der Fabrikberichte wurden einheitlich in der Art abgekürzt wie beim I. Band.

Zweitensdie Verbesserungen auf Grund des Marxschen Manu­skripts (die von Engels diktierte Druckvorlage, die uns beim II. Band zur Verfügung stand, fehlte hier). Es gelang eine An­zahl von Druck- und Entzifferungsfehlern zu korrigieren, die z. T. von Bedeutung sind. So die Ersetzung von geringerdurch größerauf S. 204. Dieser Entzifferungs- oder Druckfehler der 1. Auf­lage ist auch insofern interessant, als er in der Kautskyschen Aus­gabe falsch kommentiert wurde, und zwar gerade im Sinne der vulgärökonomischen Theorie von Nachfrage und Angebot, die Marx an dieser Stelle bekämpft. Ebenso ist die Kautskysche „Er­klärung“ des Wortes Stachel (vergl. die Fußnote auf S. 278 unserer Ausgabe) als „Dorn im Fleisch“ falsch. Sowohl der Zitatenver­gleich wie der Vergleich mit dem Marxschen Manuskript hat übrigens die zahlreichen Flüchtigkeiten und Fehler der Kautsky­schen Ausgabe gezeigt (z. B. setzt Kautsky zu den in Klammern in den Text eingefügten Sätzen auf den Seiten 471 ff überall ohne Prüfung des Manuskripts, das ihm zur Verfügung stand, ein F. E. hinzu; sie stammen in der Tat von Marx).

Drittenssind hier zu nennen redaktionelle Verbesserun­gen von Schreibfehlern oder Rechenfehlern, bei denen sich die Redaktion z. T. auch auf das Marxsche Manuskript stützen konnte Diese Verbesserungen wurden sämtlich in Fußnoten vermerkt. Im Anhang an das Gesamtregister werden wir eine genaue Liste aller, auch der minder wichtigen Verbesserungen am Text der drei Bände mit entsprechenden Quellenangaben geben. — In der 1. Auflage finden sich zwei Fußnoten 39, in den folgenden Auf­lagen wurde daher die Numerierung der folgenden Fußnoten ge­ändert. Die Redaktion hat diese Aenderungen übernommen. —Bei einer Reihe von Marxschen Hinweisen auf Schriftsteller und Werke, wo das Werk oder das Zitat zweifelsfrei aufzufinden war, ist es in eckigen Klammern eingesetzt worden. — Im In­haltsverzeichnis wurden die Titel der Abschnitte und Kapitel in der Formulierung des Textes gegeben, einige Varianten in Fuß­noten vermerkt. Nur in der Ueberschrift des 22. Kapitels (S. 391) wurden die Anführungszeichen aus dem Inhaltsverzeichnis über­nommen.

Der Anhangzum III. Band hat, wie der der vorhergehenden Bände, vor allem die Aufgabe, dem Leser das Verständnis des Marxschen Textes zu erleichtern und die Weiterentwicklung oder konkrete Anwendung bestimmter hier ausgesprochener Gedanken zu zeigen. Von den zahlreichen Briefen, die diesmal beigefügt wurden, heben wir — außer den oben schon erwähnten — den Brief an Viktor Adler vom 10. November 1894 hervor, wo Engels wertvolle Ratschläge für die erste Lektüre des dritten Buches erteilt.

Um das Erscheinen des III. Bandes zu beschleunigen und die Benützung des Gesamtregisters zu erleichtern, wird dieses vom III. Band getrennt und, vermehrt um ein ausführliches Gesamt­personenregister, als besonderer Registerbandherausgegeben.

Moskau, 12. Juni 1933


Fußnoten

[1] Vergl. I. Band S. 48*-53* und S. 833-837.

[2] Die Redaktion hat diesen Nachtrag — nach dem Beispiel des Marxschen Nachworts zum I. Band — hinter dem Vorwort einge­schaltet. Der Nachtrag schließt inhaltlich unmittelbar an das Vorwort an und gibt dem Leser eine unentbehrliche Einführung in das Studium des III. Bandes, vor allem seines I. Teils.

[3] Im Anhang folgt Engels' Artikel „England 1845 und 1885“,eine1885 geschriebene Darstellung der Lage der Arbeiterklasse Eng­lands in den Jahrzehnten nach Abfassung des „Kapital“, die völlig das von Marx entdeckte allgemeine Gesetz der kapitalistischen Akku­mulation bestätigt, zugleich aber schon am Beispiel Englands (wo sich infolge des Industriemonopols einzelne Erscheinungen des imperialisti­schen Stadiums schon im letzten Drittel des vorigen Jahrhunderts entwickelten) Tatsachen feststellt, die ebenfalls zu LeninsAnalyse des Imperialismus überleiten: die Spaltung des Proletariats, Entstehung einer Arbeiteraristokratie bei weiterer Verelendung der breiten pro­letarischen Massen.

[4] Nicht mit dem Original verglichen wurde das Zitat aus dem „First Report an Childrens Employment in Mines and Collieries etc. 21st April 1829“ (S. 108). In diesem Jahre bestand keine solche Kommission. Von den übrigen Reports 1833, 1840 und 1842 ist der letzte vom 21. April datiert, es ist wohl der von Marx gemeinte; die Stelle jedoch konnte nicht gefunden werden. Nicht verglichen wurde ferner das Zitat aus dem „Economist“ vom 19. Juli 1859 (vgl. S. 432 f). Der auf S. 108 zitierte Bericht über die Unglücksfälle in Kohlengruben wurde gefunden. („Goal Mine Accidents. Abstract of Returns etc. Ordered by The House of Commons, to be Printed, 6th February 1862“.) Hier wird (S. 8) für die Jahre 1851-1860 die Zahl der Todes­fälle mit 9090 angegeben. Die Marxschen Ziffern scheinen aus einer andern Quelle zu stammen.

Ähnliches: 

„Die Untersuchungsmethode, deren ich mich bedient habe (…), macht die Lektüre der ersten Kapitel ziemlich schwierig...“

London, 18. März 1872 An den Bürger Maurice La Châtre Werter Bürger!

„…auf mich fiel nun die Pflicht, die Herausgabe sowohl dieser dritten Auflage wie des handschriftlich hinterlassenen zweiten Bandes zu besorgen.“

Es war Marx nicht vergönnt, diese dritte Auflage selbst druckfertig zu machen. Der gewaltige Denker, vor dessen Größe sich jetzt auch die Gegner neigen, starb am 14. März 1883.

„‚Das Kapital‘ wird auf dem Kontinent oft ‚die Bibel der Arbeiterklasse‘ genannt.“

Die Veröffentlichung einer englischen Ausgabe des „Kapital“ bedarf keiner Rechtfertigung. Im Gegenteil, es kann eine Erklärung darüber erwartet werden, warum diese englische Ausgabe bis jetzt verzögert worden ist, wenn man sieht, daß seit einigen Jahren die in diesem Buch vertretenen Theorien in der periodischen Presse und Tagesliteratur sowohl Englands wie Amerikas ständig erwähnt, angegriffen und verteidigt, erklärt und mißdeutet wurden.

„Die Arbeit ist das Mass des Werts“