„Klassischer Marxismus“
Zum „Klassischen Marxismus“ werden jene Theorien und Debatten gezählt, die bereits zu Zeiten von Karl Marx und Friedrich Engels während des Frühsozialismus sowie im Umfeld der sozialistischen Arbeiterbewegung diskutiert wurden, vor allem in ihren Organisationen und Parteien. Der Begriff „Klassischer Marxismus“ dient hier der zeitlichen und logischen Eingrenzung, nicht aber der Wertung.
Drei Generationen können innerhalb des „Klassischen Marxismus“ unterschieden werden: Die erste umfasst die Theorien des Frühsozialismus sowie die Debatten zu Marx‘ und Engels‘ Zeiten. Eine zweite Generation bildet der Marxismus der Zweiten Internationale von 1889 bis 1814/1918. Danach entwickelt sich der „Marxismus-Leninismus“, kurz ML, zu einer Staatsdoktrin – zunächst nach Lenins Tod in der Sowjetunion und in der Dritten Internationale und später dann in den realsozialistischen Staaten.
In dieser dritten Generation wird jedoch ein Bruch innerhalb des Marxismus sichtbar. Denn auch wenn der Marxismus-Leninismus sich selbst in die Tradition der „Klassiker“ stellte und deren „schöpferische Anwendung“ behauptete, fand die eigentliche Weiterführung marxistischer Theorien zuerst im so genannten Austro-Marxismus und später innerhalb des Linkssozialismus und Linkskommunismus statt, die hier noch dem „Klassischen Marxismus“ zugeordnet werden. Danach entwickelte und erneuerte sich die an Marx orientierte Gesellschaftskritik vor allem in denjenigen Strömungen, die im zweiten großen Bereich zusammengefasst werden: im „Westlichen und heterodoxen Marxismus“. Dem „Klassischen Marxismus“ wiederum werden noch einige spätere Strömungen des 20. Jahrhunderts zugeordnet, etwa der Trotzkismus und der Maoismus.