„Klassischer Marxismus“

Im Gasthof zum Löwen in Bendlikon bei Zürich 1893. Von links: Dr. Simon (Schwiegersohn Bebels), Frieda Simon-Bebel, Clara Zetkin, Friedrich Engels, Julie Bebel, August Bebel, Ernst Schattner, Regine Bernstein und Eduard Bernstein
Im Gasthof zum Löwen in Bendlikon bei Zürich 1893. Von links: Dr. Simon (Schwiegersohn Bebels), Frieda Simon-Bebel, Clara Zetkin, Friedrich Engels, Julie Bebel, August Bebel, Ernst Schattner, Regine Bernstein und Eduard Bernstein Foto: Wikipedia Public Domain

Zum „Klassischen Marxismus“ werden jene Theorien und Debatten gezählt, die bereits zu Zeiten von Karl Marx und Friedrich Engels während des Frühsozialismus sowie im Umfeld der sozialistischen Arbeiterbewegung diskutiert wurden, vor allem in ihren Organisationen und Parteien. Der Begriff „Klassischer Marxismus“ dient hier der zeitlichen und logischen Eingrenzung, nicht aber der Wertung.

Drei Generationen können innerhalb des „Klassischen Marxismus“ unterschieden werden: Die erste umfasst die Theorien des Frühsozialismus sowie die Debatten zu Marx‘ und Engels‘ Zeiten. Eine zweite Generation bildet der Marxismus der Zweiten Internationale von 1889 bis 1814/1918. Danach entwickelt sich der „Marxismus-Leninismus“, kurz ML, zu einer Staatsdoktrin – zunächst nach Lenins Tod in der Sowjetunion und in der Dritten Internationale und später dann in den realsozialistischen Staaten.

In dieser dritten Generation wird jedoch ein Bruch innerhalb des Marxismus sichtbar. Denn auch wenn der Marxismus-Leninismus sich selbst in die Tradition der „Klassiker“ stellte und deren „schöpferische Anwendung“ behauptete, fand die eigentliche Weiterführung marxistischer Theorien zuerst im so genannten Austro-Marxismus und später innerhalb des Linkssozialismus und Linkskommunismus statt, die hier noch dem „Klassischen Marxismus“ zugeordnet werden. Danach entwickelte und erneuerte sich die an Marx orientierte Gesellschaftskritik vor allem in denjenigen Strömungen, die im zweiten großen Bereich zusammengefasst werden: im „Westlichen und heterodoxen Marxismus“. Dem „Klassischen Marxismus“ wiederum werden noch einige spätere Strömungen des 20. Jahrhunderts zugeordnet, etwa der Trotzkismus und der Maoismus.

Frühsozialismus sowie Theorien und Debatten zu Marx‘ und Engels‘ Zeiten (vor und um 1848)

Mit „Frühsozialismus“ werden utopische, demokratische, humanistische und erste anarchistische Ideen bezeichnet, die meist noch vor Erscheinen der ökonomiekritischen Schriften von Marx und vor der Bildung der großen sozialistischen Organisationen und Vereine diskutiert wurden. Zum Teil liegt ihre Zeit noch vor dem Revolutionsjahr 1848 und den darauf folgenden Niederlagen.

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Marxismus der Zweiten Internationale (1889 bis 1914/1918)

In diese Zeit fallen die in den ersten Jahrzehnten nach Marx‘ Tod geführten Debatten. In ihnen wurde bereits ebenso heftig wie offen um die „richtige“ Auslegung seiner Theorien und über Fragen der praktischen Umsetzung seiner Gesellschaftskritik gestritten. Die bekanntesten Vertreter waren meist beides, anerkannte TheoretikInnen und politische AktivistInnen.

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Marxismus der Dritten Internationale (1919 bis etwa 1945) und „Marxismus-Leninismus“ (ab 1924)

In diese Zeit fallen folgenreiche Spaltungen der Arbeiterbewegung. Anders als in der Zeit zuvor gehen diese weniger auf offene Auseinandersetzung über die „richtige“ Auslegung, Fortführung und politische Umsetzung der Marx’schen Kritik zurück.

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Austro-Marxismus

Der Austro-Marxismus entstand nach dem Ersten Weltkrieg im Umfeld der österreichischen Sozialdemokratie. Er war politisch auf demokratisch-parlamentarische Arbeit und theoretisch an Fragen einer sozialistischen Transformation ausgerichtet. Im Historisch-Kritischen Wörterbuch des Marxismus wird die Phase des Austro-Marxismus auf die Zeit zwischen etwa 1900 und 1934 angegeben.

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Linkssozialismus (ab 1918)

Mit Linkssozialismus werden diejenigen Theorien und Diskussion bezeichnet, die in Westeuropa und Nordamerika gleichsam zwischen dem dogmatischen Marxismus-Leninismus einerseits und dem Reformismus der Sozialdemokratie andererseits entstanden.

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Räte- und Linkskommunismus (ab 1920)

In den 1920er Jahren bildete sich im Umfeld des niederländischen und deutschen Kommunismus eine rätekommunistische Strömung heraus, die sich sowohl vom Marxismus-Leninismus und der Sowjetunion als auch vom Reformismus der Sozialdemokratie abgrenzte und um Eigenständigkeit in Theorie wie Politik bemüht war.

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Trotzkismus (ab 1917)

Der Trotzkismus geht auf den russischen Revolutionär Leo Trotzki zurück, der zur Entwicklung marxistischer Debatten beitrug: in Abgrenzung zu Stalin und auf der Grundlage einer Kritik an der bürokratischen Entwicklung in der Sowjetunion, aber weiterhin im Anschluss an Lenin. Der Trotzkismus – auch als Kampfbegriff zur Diffamierung von Positionen gebraucht, die von der Moskauer Linie abweichten – ist dem internationalen und „permanenten“ Charakter der Revolution verpflichtet.

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Maoismus (ab 1949)

Der Maoismus beruft sich auf die Schriften und die Politik von Mao Zedong und erlangte seine größte Bedeutung im China der Jahre nach der Revolution von 1949.

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