Marxismus, Christentum, Theologie

Radikaldemokratische, humanistische und sozialistische Bezüge finden sich in der Geschichte des Christentums nahezu durchgängig. Sie leben besonders in der Befreiungstheologie und in Basisinitiativen wie der „Kirche von unten“ fort. Der brasilianische Befreiungstheologe Clodovis Boff sprach davon, dass „vereinzelt Elemente aus dem Marxismus assimiliert“ werden müssten, allerdings „so stark verändert und abgewandelt, dass man es nicht mehr als Marxismus bezeichnen kann“. Ebenfalls einflussreich, vor allem Im lateinamerikanischen Raum, waren Franz Hinkelammert, Leonardo Boff und Gustavo Gutiérrez.

In den anderen Religionen hat die Marx’sche Kritik nur eine vergleichsweise geringe Rolle gespielt.

Einen Überblick über die Geschichte der Befreiungstheologie und der mit ihr verbundenen Dependenztheorie findet sich hier. Weiterführende Informationen gibt es auf der „Plattform Theologie der Befreiung“ sowie im Stichwort „Marxismus und Christentum“ im Historisch-Kritischen Wörterbuch des Marxismus. Eine Einführung in das Verhältnis von Marxismus und Glauben ist 2006 von Uwe-Jens Heuer erschienen.

Neben der Verbindung des Marxismus mit dem Christentum und der Befreiungstheologie gibt es auch eine Verbindung zur Theologie und zum kritischen sowie utopischen Gehalt des Religiösen. Mittlerweile kommen in diesem Kontext entstandenen Schriften allerdings meist aus dem Umfeld des so genannten Post-Marxismus.

Bei den entsprechenden Autoren sind es oft nur einzelne Schriften oder bestimmte Phasen ihres Schaffen, in denen eine Verbindung von Marxismus und Theologie gesucht wird; diese Suche hat daher eher den Charakter einer Annäherung. Zu nennen wären unter anderem Schriften von Walter Benjamin, Ernst Bloch, Max Horkheimer, Roland Barth, Michael Löwy, Giorgio Agamben und Jacques Derrida.