Marxismus und Anarchismus

Das Verhältnis von Marxismus und Anarchismus war, obwohl „der“ Anarchismus ebenso wenig einheitlich ist wie „der“ Marxismus, durchgehend ein schwieriges – trotz, oder vielleicht auch gerade wegen der vielen Gemeinsamkeiten. Bereits Marx lag mit Michail Bakunin im Streit, einem der damals wichtigsten Vertreter eines revolutionären Anarchismus. Bis heute ist es bei einer oft fruchtbaren, oft aber auch unergiebigen Auseinandersetzungen geblieben – was letztlich auf offen Fragen „in der Sache“ selbst verweist.

So war der Anarchismus von Beginn an sensibler für eine Herrschaft, die in bestimmten politischen Formen bereits angelegt ist, allen voran in der Form der Partei und des Staates, während dem Anarchismus wiederum aus dem Bereich des Marxismus regelmäßig ein unterbestimmtes Verständnis der Ökonomie und eine eher moralisch gehaltene Kritik vorgeworfen wurden.

Im besten Fall konnte daraus eine wechselseitige Korrektur werden, sodass jede Seite erst in den Argumenten der anderen einen Zugang zur Selbstkritik fand. Eine umfangreiche Sammlung von Texten, in denen es um dieses schwierige Verhältnis von Anarchismus und Marxismus geht, findet sich hier.

Eine Verbindung von Anarchismus und Marxismus und zugleich der Versuch, über beide hinauszugehen, ist der Assoziationismus. Er geht wesentlich auf den japanischen Philosophen Kojin Karatani zurück, der sich nicht nur intensiv mit Kant und Marx auseinandersetzte, sondern in den 2000er Jahren auch politisch-theoretischen Einfluss auf soziale Bewegungen auszuüben versuchte.