Marxismus und Feminismus

Jede Generationen des Feminismus hatte ihre Verbindung zum Marxismus. Auch wenn bereits die erste Generation des Feminismus ein internationales Phänomen war, ist die Verbindung von Marxismus und Feminismus in den USA, Großbritannien und Australien sowie in Deutschland besonders einflussreich gewesen. Sie reicht zurück in die Zeit von Marx und Engels und die sozialistische ArbeiterInnenbewegung, setzte sich fort in der Frauenbewegung Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts, bevor durch die „zweite Welle des Feminismus“ in den 1960er Jahren durch eine neue Generation des Feminismus auch eine neue Verbindung eingegangen wurde.

Besonders diese zweite Welle ging in Aneignung wie Abgrenzung, in Ergänzung wie in Kritik zu Marx und besonders zur Geschichte des Marxismus vor. Die verschiedenen Hausarbeitsdebatten der 1970er Jahren waren nur der Einstieg, um bald den gesamten Bereich der gesellschaftlichen wie der individuellen Reproduktion einer Kritik zu unterziehen und die Fixierung des Marxismus auf bestimmte Bereiche der Ökonomie sowie auf Lohnarbeit und Produktion aufzubrechen. Diese Öffnung war bahnbrechend für eine grundsätzliche Neubestimmung, die der Marx-Aneignung insgesamt zugute kam: Produktionsverhältnisse von ihrer sozialen Reproduktion her zu begreifen. Die soziale Reproduktion wiederum betrifft ebenso die biologische Reproduktion und ihre Technologien und Politiken wie die Geschlechterverhältnisse, ebenso die ideologische Reproduktion wie die Fragen der ökologischen Reproduktion und der natürlichen wie gesellschaftlichen Ressourcen, ebenso die Bevölkerungspolitik wie die Migration.

Der Feminismus hat dadurch für eine Intersektionalität in der Gesellschaftskritik gesorgt, also für eine Rücksicht auf die Eigenständigkeit, aber auch die Überschneidung verschiedener Formen der Ungleichheit und Unterdrückung. Der Feminismus hat aber auch seinerseits eine Differenzierung erfahren und ist sowohl politisch als auch akademisch intersektional aktiv, vor allem im Bereich Gender- und Queer-Studies, Migration, Rassismus und Post-Colonial Studies.

Einen einführenden Text von Hannah Behrend über „Marxismus und Feminismus“ gibt es hier online. Eine Übersicht feministischer Marxistinnen bzw. marxistischer Feministinnen gibt es hier. Außerdem finden sich weitere Hinweise in dem Stichwort „Marxismus-Feminismus und Queerfeministische Ökonomiekritik“ in unserer Übersicht „Parteien und Bewegungen nach Marx“.