Theorien und Debatten nach Marx

Das „nach“ in „Theorien und Debatten nach Marx“ bezieht sich nicht nur rein chronologisch auf die weltweite Entwicklung, die auf Marx’ Kritik folgte. Es zielt auch auf eine inhaltliche Entwicklung, die in Marx’ Kritik ihren Ausgangspunkt nimmt und die sich bis heute immer wieder neu erfinden musste, sei es in der Kritik der Religion oder der Philosophie, der Ökonomie oder der Politik oder, zusammengefasst, in der Kritik der bürgerlich-kapitalistischen Gesellschaft.

Um die Aufgabe einer Übersicht der „Theorien und Debatten nach Marx“ zu bewältigen, wurde zunächst auf Unterscheidungen und Bestimmungen zurückgegriffen, die – auch international – weitgehend bekannt und akzeptiert sind. Zudem wird versucht, systematisch-inhaltliche Unterscheidungen mit chronologisch-geschichtlichen Phasen zu verbinden.

So wurden die Theorien und Debatten zunächst in drei große Gruppen oder Phasen unterteilt: I. „Klassischer Marxismus“ (auch „Traditioneller Marxismus“ genannt), II. „Westlicher und heterodoxer Marxismus“ und III. „Neue Marx-Aneignung seit den 1960er Jahren“. Ein vierter Bereich gibt einen Überblick darüber, wo Verbindungen zwischen einer an Marx orientierten Kritik mit anderen Theorien und Gesellschaftskritiken entstanden sind.

Diese Einteilung ermöglicht eine erste grobe Orientierung und wird jeweils durch weitere Unterteilungen innerhalb der vier Bereiche präzisiert. Dabei wird kurz erläutert, um welche Theorierichtung und welchen Debattenstrang es sich jeweils handelt. Wo eine zeitliche Eingrenzung sinnvoll erscheint, wird angegeben, wann diese Theorien und Debatten ihren Anfang nahmen oder ihre Hochphase und ihre eigentliche Bedeutung hatten. Mitunter sind weiterführende Links angegeben, die jedoch nicht unbedingt auf die wichtigsten oder relevantesten Texte, Bücher oder Webseiten verweisen.

Selbstverständlich muss der Überblick dort Grenzen ziehen und „Etiketten“ anwenden, wo Verläufe und Phasen, Ungleichzeitigkeiten und Überlagerungen vorherrschen. Auch wenn diese Grenzziehungen und Versuche der Einteilung gleichsam selbst Teil der Debatten sind, die sie strukturieren sollen, können sie doch im unübersichtlichen Bereich einer „Kritik nach Marx“ Orientierung schaffen und Einstiege bieten.

„Klassischer Marxismus“

Zum „Klassischen Marxismus“ werden jene Theorien und Debatten gezählt, die bereits zu Zeiten von Karl Marx und Friedrich Engels während des Frühsozialismus sowie im Umfeld der sozialistischen Arbeiterbewegung diskutiert wurden, vor allem in ihren Organisationen und Parteien. Der Begriff „Klassischer Marxismus“ dient hier der zeitlichen und logischen Eingrenzung, nicht aber der Wertung.

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Westlicher und heterodoxer Marxismus

Bereits in der Periode, in welcher der Erste Weltkrieg und die Russische Revolution theoretisch verarbeitet wurden, liegt der Ursprung desjenigen Strangs der Marx-Diskussion, der später als „Westlicher Marxismus“ bezeichnet wurde. Er entstand zum Teil in kritischer Auseinandersetzung zur beginnenden „Verstaatlichung“ des Marxismus und zum „Marxismus-Leninismus“ in der Sowjetunion.

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„Neue Marx-Aneignung“ seit den 1960er Jahren

Die „Neuen Marx-Aneignungen“, die nach dem 2. Weltkrieg vor allem, aber nicht nur, im globalen Westen aufkommen, werden mit dem gesellschaftlichen Auf- und Umbruch Ende der sechziger Jahre verbunden – StudentenInnenbewegungen, Bürgerrechtskämpfe, „Neue Linke“. Diesem „1968“ folgte das „roten Jahrzehnt“ der 1970er Jahre, das mit dem „Deutschen Herbst“ zumindest in der bundesrepublikanischen Geschichte bereits wieder endete.

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Die Verbindung des Marxismus mit anderen Theorien und Kritiken

Die drei großen historischen und zugleich inhaltlich-systematischen Einteilungen der „Theorie und Debatten nach Marx“ können bestimmte Diskussionen nicht angemessen erfassen.

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