Das Vorbild kennen, um es nicht zu wiederholen

Die Russische Revolution von 1917 und die lateinamerikanische Linke

Als die aus dem Exil zurückgekehrten Führer der Bolschewiki Anfang November 1917 mit einem bewaffneten Umsturz in Petrograd an die Macht gelangten, verstanden sie sich als Vorhut einer unmittelbar bevorstehenden Weltrevolution.

Die Russische Revolution sollte deren Auftakt sein, und dies allein rechtfertigte die Eroberung der Regierungsgewalt im Namen eines Proletariats, das in Russland selbst erst eine kleine Minderheit der Bevölkerung darstellte. Zunächst richteten sich die weltrevolutionären Hoffnungen recht «eurozentrisch» auf das Proletariat der industriell entwickelten Länder, in erster Linie auf Deutschland. Die außereuropäische Welt kam dabei anfangs wenig in den Blick, und erst nach dem Scheitern proletarischer Revolutionen in West- und Mitteleuropa erhielt das revolutionäre Potenzial nationaler Befreiungsbewegungen in den Kolonien und Halbkolonien für die Bolschewiki eine stärkere strategische Bedeutung. Verständlicherweise wandten sie sich dabei erst einmal den «Völkern des Ostens» als Teil oder in unmittelbarer Nachbarschaft des russischen Großreichs zu, während Lateinamerika lange Zeit nicht nur geografisch sehr fern lag.

Erschien als ONLINE-Publikation 13/2017 in der Rosa-Luxemburg-Stiftung

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