Hauptsache Nebenwiderspruch

Geschlechtliche Emanzipation und russische Revolution

Der sonnige Tag, an dem die Russische Revolution ihren Anfang nahm, war der 23. Februar 1917, nach westlichem Kalender der 8. März – der Internationale Frauentag.

Während der Frauentag zuvor an unterschiedlichen Tagen begangen worden war, wurde er vier Jahre später endgültig auf das Datum des 8. März festgelegt, und zwar – auch wenn diese Tradition immer wieder unsichtbar gemacht werden sollte – genau aufgrund des Ereignisses der Russischen Revolution. Schließlich war es eine größere Anzahl jener Menschen, deren Geschlecht dieser Tag gewidmet ist, die zunächst für Gleichberechtigung demonstrierten, dann für Brot streikten, schließlich zum Stadtzentrum marschierten und «Weg mit dem Zaren» skandierten. Sie trugen Hosen, kurze Haare und immer öfter Gewehre. Einige Tage und Kämpfe später dankte der Zar ab. Wiederum einige Wochen oder Monate darauf traf die Nachricht davon in den Dörfern ein, in denen die Mehrheit der russischen Bevölkerung lebte. In ihren Reaktionen spiegelt sich die schillernde Vieldeutigkeit jenes revolutionären Ereignisses, von dem sich seit seinem Erscheinen so viele und gegensätzliche Bilder haben anfertigen lassen.

Aus: Hüttner, B./Jünke, C., Roter Oktober 1917. Beiträge zur Geschichte der Russischen Revolution, Materialien 22 der Rosa-Luxemburg-Stiftung, Berlin 2017  

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