Hacker

Mit dem Computer entsteht im Kapitalismus eine neuartige Formation von High-Tech-Akteuren, die sich in ironischer Untertreibung ihrer Virtuosität einfach nur »H« nennen (Levy 2001, 23). – Sie eignen sich die neuen Produktivkräfte durch deren Weiterentwicklung und oppositionelle Umfunktionierung an und verknüpfen dabei Arbeit, Lebensweise, Ethik und Sport zu Gegenkulturen, die gegen die Bürokratien von Konzernen und Staat rebellieren. Die Regelverletzungen und Grenzüberschreitungen, die für den H konstitutiv sind, bewegen sich am Rande der Kriminalität und können u.U. auch diese Grenze überschreiten. Umgekehrt können private und öffentliche Sicherheitsagenturen H-Kompetenz rekrutieren.

Hack – so heißt u.a. auch »ein Lohnschreiberling, der auf seiner Schreibmaschine Textzeile auf Textzeile herunterhämmert« (Freyermuth 1998, 30) – bedeutet ab den 1960er Jahren für Elektronikbastler und Programmierer an US-Universitäten eine Problemlösung mit drei Merkmalen: »Einfachheit: die Aktion muss einfach, aber wirkungsvoll sein. Meisterschaft: in ihr steckt raffiniertes technisches Wissen. Unerlaubtheit: die Aktion ›ist gegen die Regeln‹.« (Taylor 1999, 15; vgl. Turkle 1984, 279f) Mit ihrer Verknüpfung von technischer Virtuosität und Regelverstoß (bis hin zur Sozialrebellion) trugen die H der 60er und 70er Jahre entscheidend zur Entwicklung neuer Programmiersprachen, des PC und des Internet bei (Raymond 1999, 231f; Gröndahl2000, 52f). In der Folge entstehen sich voneinander abgrenzende H-Kulturen, die in unterschiedlichen Feldern aktiv sind und an die Arbeitskultur der H-Pioniere anzuknüpfen suchen.

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