Der Begriff der K, obwohl erst in der Neuzeit ausgearbeitet, ist integraler Bestandteil jeder Theorie der Revolution oder gesellschaftlichen Systemveränderung, nicht nur marxistischer Theorien. Doch hat ihn das Schicksal der chinesischen ›elf Jahre‹ verdunkelt. Die »Große Proletarische K«, wie man sie offiziell nannte, wurde aus einer lediglich kontingenten geschichtlichen Erfahrung zum beispielgebenden Lehrbuch.
Der Ausdruck selbst wurde von Lenin in seinen letzten Werken geprägt, findet sich aber der Sache nach theoretisch ausgearbeitet bereits in Staat und Revolution (August 1917). Der Vorgang jedoch, der revolutionäre Subjektivität auf der Grundlage einer neuen Produktionsweise in kollektive Subjektivität überführt, kann bereits am Beispiel der Französi-schen Revolution beobachtet werden, an Robespier-res Erfindung der Göttin der Vernunft und seines Versuchs, ihren Kult zu propagieren. Man kann davon ausgehen, dass jede System-Umwälzung sich mit diesem Problem auseinandersetzen musste, das, wie in Stalins UdSSR, auf mindestens zwei Ebenen zum Tragen kommt: als Produktion einer neuen Kultur im engeren Sinne von Literatur, Film usw.; als Umformung der Alltagskultur in einem allgemeineren Sinn. Solche Projekte werfen theoretische Fragen auf nach dem Kulturbegriff selbst und der Angemessenheit traditioneller Vorstellungen von den Superstrukturen; nach dem Verhältnis von Kultur und Ideologie, d.h. der dialektischen Unterscheidung zwischen bürgerlicher und sozialistischer Kultur; schließlich nach der Angemessenheit von Gramscis Hegemonie-Begriff als einer Möglichkeit, das sich ständig verschiebende Verhältnis von Konsens und Gewalt innerhalb einer solch tiefgreifenden kulturellen Veränderung zu erfassen.