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Sozialistische Revolution im Zeichen von Fordismus und Amerikanismus?

Eine Diskussion über den historischen Stellenwert der russischen Revolution und ihre Bedeutung für eine linke Perspektive heute.

Die Oktoberrevolution hat zweifellos das Antlitz des 20. Jahrhunderts geprägt. Der Sieg über den Hitlerfaschismus ist ohne die Sowjetunion so wenig denkbar wie die Zugeständnisse des Kapitals gegenüber den Arbeiterklassen des Westens oder der Schub antikolonialer und antiimperialistischer Kämpfe im Osten und Süden der Erde. Doch darf nicht übersehen werden, dass der Kapitalismus mit dem Aufstieg von Fordismus und Amerikanismus sowie dem sozialstaatlichen Regulierungsmodell einen enormen Entwicklungsschub erhielt, der die Untergangsprognosen des traditionellen Marxismus zur Farce werden ließen. Aber auch der sowjetische und osteuropäische Industrialisierungssprung war vom Leitbild einer fordistischen Fabrikgesellschaft geprägt, in der die abhängig Arbeitenden zu bloß Ausführenden in einem arbeitsteilig-hierarchischen System degradiert wurden, an dessen Spitze das parteistaatliche Kommandomonopol stand.

Welchen Stellenwert und welche emanzipatorischen Reichweiten konnten sozialistische Revolutionen unter diesen Voraussetzungen überhaupt haben und was für Gesellschaften konnten im Ergebnis der russischen Revolution 1917 entstehen? Welchen Charakter hatte also jene Epoche die zugleich von der Oktoberrevolution wie vom Amerikanismus geprägt war? Und: Gibt es im Zeitalter von Globalisierung, digitaler Revolution und Klimaerwärmung für eine postkapitalistische Perspektive im 21. Jahrhundert noch Anknüpfungspunkte an die Oktoberrevolution?

Bernd Gehrke (Publizist) und Thomas Kuczynski (Wirtschaftshistoriker) stellen ihre unterschiedlichen Einschätzungen zur Diskussion.

Moderation: Renate Hürtgen (AK Geschichte)

Diskussion/Vortrag

7. November 2017, 18:00 Uhr
Haus der Demokratie und Menschenrechte
Robert-Havemann-Saal, 10405 Berlin, Deutschland
Veranstalter: 
AK Geschichte sozialer Bewegungen Ost West